„I need the rope!“

als ich kürzlich  – eigentlich täglich –  wieder einmal die in den sozialen Medien sehr aktive Coburger Hütte in meine Timeline gespült bekam, – mit der Ehrwalder Sonnenspitze im Hintergrund -, erinnerte ich mich an eine nette Episode aus meiner Kletter-Sturm-und-Drang-Zeit.
By the way frage ich mich,  ob diese jemals endet.

Nun, es ist schon etwas länger her.

10. August 1969

Mit dem deutlich jüngeren Nachbarssohn Fritz Hermann – ich glaube, er war damals 17 – bin ich auf dem Wege zur Ehrwalder Sonnenspitze. Ich erinnere mich nicht, ob  der Lift zur Ehrwalder Alm schon existierte.
wir nehmen den Weg über die Seebenmauer, einen leicht versicherten Steig. Heute heißt er Hoher Gang Klettersteig. Den Seebener (Wassrfall) Klettersteig gab es damals noch nicht.

Der südliche Normalweg auf die Sonnenspitze, ausgeschrieben mit dem Schwierigkeitsgrad 2, führt grob betrachtet in den unteren ¾ der Südwand von links nach rechts durch die stark strukturiertes, teilweise schrofiges  Gelände und  ist im unterer Teil etwas unübersichtlich bezüglich der Wegfindung.
Wir haben unser Kletterzeug dabei – ein Seil, Brustgurt (!!), ein paar Karabiner und Schlingen, Kletterhammer und Haken.
Das alles brauchen wir für diese Tour nicht, aber es könnte ja sein, dass wir irgendwo etwas Schwieriges probieren wollen.

Nach einem Drittel des Anstiegs  –  im Schrofenbereich – hören wir von rechts, also nördlich kommend, Hilferufe…. „Help, Help..“

Ein englischsprachiger Tourist hatte sich verstiegen. Er war einfach zu weit nach rechts in sehr gefährliches Gelände geraten und saß nun fest.
Wir nehmen Rufkontakt auf, besprechen uns kurz. Fritz baut einen Standplatz, ich binde mich ein und quere zu dem Touristen hinüber. Der Rest ist schnell erledigt. Er bekommt eine Behelfsbrustgurt und es geht zwischenfallsfrei und zügig zurück auf den Normalweg.
Unser Tourist möchte dann aber nicht absteigen, sondern auf den Gipfel  – soweit ok -.
Auf die Seilsicherung verzichtet er auch. Also gehen wir zu dritt, er in der Mitte, weiter. Auf dem Gipfelgrat  angekommen, steht man zunächst in einer kleinen Scharte und es beginnt ein kurzer, anfangs durchaus ausgesetzter, schmaler Übergang zum Gipfelkreuz.

Über diesen Grat läuft unser Freund flott und unbeeindruckt von der Ausgesetztheit Richtung Gipfelkreuz. Nach einer kurzen Plauderei und der obligatorischen Brotzeit starten Fritz und ich wieder Richtung Abstieg. Der Tourist schließt sich an.
Nun trennen sich aber Spreu und  Weizen. Er hat größere Schwierigkeiten und  vor einer etwas plattigen Passage noch im oberen Teil ist er am Ende.
Ich war vorausgegangen und bestimmt 20 bis  30m  tiefer.
„I need the rope“.
Ok, ich steige wieder hoch, binde ihn ins Seil, aber mit dem Abklettern klappt es bei unserem Freund auch gesichert nicht. Also lasse ich ihn ab, bis wir wieder in für ihn einigermaßen gehbares  Gelände kommen. Der Rest des Abstiegs gestaltet sich einigermaßen problemlos aber etwas zeitintensiv.
Wir verabschieden uns an der Coburger Hütte.
Der erste Rettungseinsatz! Wir sind Helden der Berge und fühlen uns quasi schon als Bergführer.
Dabei ist der Südwand-Normalweg  erst meine 4. Bergtour. Bei Fritz ist das nicht anders.

Auf der Sonnenspitze stehe ich erst  44 Jahre später wieder; diesmal mit meiner 18-jährigen Tochter.
Aber das ist eine andere Geschichte.
Fritz und ich hatten noch einige gruselige Kletterevents in der Folgezeit. Dazu mehr demnächst.
Ich muss mal schauen, ob ich ein Bild der Sonnenspitze mit  eingezeichneter Südwandroute finde.

Die alten Heldengeschichten – Part (1)

Freitag 10.04.2020 – Karfreitag – Homeoffice

Seit einiger Tagen schmökere  ich immer wieder in alten Alpinzeitschriften aus den 60-er bis 80-er Jahren.
Hintergrund ist der Entschluss, mein  Archiv  aufzulösen.
Nun kann dies kurz und schmerzlos (?) dadurch erledigt werden, indem man zügig alles in den Altpapiercontainer im Hof befördert.

Das entspricht aber nun gar nicht meinem Naturell.

Also habe ich beschlossen,  die Hefte jahrgangsweise oder auch einzeln bei ebay anzubieten.
Ich dachte, vielleicht finden sich Menschen, die zu bestimmten Themen recherchieren oder sich vielleicht ein eigenes Archiv aufbauen.
Mir widerstrebt einfach grundsätzlich, Dinge zu entsorgen, die einen gewissen Wert in sich tragen und  möglicherweise für den einen oder anderen brauchbar  sind oder vielleicht sogar dringend benötigt werden.
Zum Leidwesen meiner Familie betrifft diese Eigenschaft nicht nur Zeitschriften, sondern technisches Gerät im allgemeinen , Bücher sowieso, diverse Hinterlassenschaften meiner Eltern und Großeltern (Möbel, Küchengerätschaften, die Briefmarkensammlung, Silberbesteck, Porzellan, Gläser, Fotoalben, Ansichtskarten, Briefe  etc..)

Kleine Zitat-auswahl aus meinen Verteidigungsreden, wenn die Frau an meiner Seite einmal wieder mit Zwangsmaßnahmen infolge sich anbahnender Vermüllung droht:

– „es ist ja nur das Netzteil defekt!“
-„das können wir doch gut brauchen“
-„das lese ich noch; dann kann es weg.“
-„das brauche ich später.“
-„das sind wichtige Ersatzteile.“
– das sind Spezialschrauben“
-„das repariere ich demnächst; dann können wir es benutzen“
-„das verkaufe ich bei ebay; das kann bestimmt jemand brauchen.“

Zu meiner partiellen Ehrenrettung muss ich sagen:
Das klappt tatsächlich – hin und wieder -.

Seit 6 Monaten verkaufe ich nach und nach  auch meine Alpin-Zeitschriften. Und es ergeben sich immer wieder  sehr nette Kontakte mit Käufern, die auch länger Bestand haben.

Im Moment korrespondiere ich mit einem Fachdidaktiker, der Material für eine wissenschaftliche Arbeit zum (Alpin-)Heldenbegriff im Wandel der Zeit benötigt und auf eine meiner aktuellen ebay-Angebote gestoßen war.
Die ersten 10 kg Zeitschriften gehen nächste Woche auf die  Reise.
Und was haben wir?  Eine win-win-Situation. Meine Familie ist happy, der Käufer bekommt Recherche-Material und ich habe  Gelegenheit, auch für meine  ganzen Geschichten, die hier hoffentlich noch folgen, ein wenig nachzulesen.
….bis morgen oder so 😉

 

Wenn Pläne verschoben werden

Hello friends,
jetzt hat’s mich spontan überkommen.
Seit Tagen – Quatsch – seit Monaten denke ich, ein Beitrag wäre einmal wieder fällig.
Rund ums Klettern, das Training inThalkirchen, die Pläne für 2020 gibt es eine Menge Stoff, den ich gerne mit Euch teilen möchte.
Und da sind auch noch die alten Geschichten und Erlebnisse, die ich in Zeiten stärkerer Blog-Aktivität ab und an eingestreut hatte. Mein Fundus ist groß.
Mitten in meine Gedanken darüber, ob ich nun als erstes eine Tour aus jüngerer Vergangenheit vorstelle oder etwas  rund um die Trainingssessions in Thalkichen berichte, ist aber nun dieser komische Virus über uns hergefallen und hat das Leben durcheinander gebracht.
Schmerzhaft dabei ist, dass unsere Dienstags-/Donnerstag-Trainings mit den geselligen Momenten im Bistro von heute auf morgen weggebrochen sind.
Da fällt mir ein Zitat von Wolfgang Güllich ein, das ich bis letzte Weihnachten nicht kannte.
Ich fand es als  von meiner Tochter eigenhändig aufgemalten Spruch  auf einem Klettershirt – ein traditionelles Weihnachtsgeschenk von ihr -.
„Man geht nicht nach dem Klettern einen Kaffee trinken, sondern Kaffeetrinken ist Teil des Kletterns.“
Kaffeetrinken vor dem Klettern bedeutete am Dienstag mit Walter einen Espresso und eine kurze Plauderei, nach dem Klettern einen großen Milchkaffee und eine lange Plauderei manchmal in größerer Runde. Am Donnerstag mit Bille stand der Milchkaffee und längeres Ratschen vor dem Training auf dem Programm; mittags musste sie immer wieder zügig an ihren Arbeitsplatz in der Fima oder im Home-Office.
Home-Office, das ist ja im Moment das große Thema.
………….
Morgen mehr dazu, gute Nacht rundrum.

Es geht wieder weiter nach fast zwei Jahren Pause

Es ist nicht so, dass in dieser  Zeit nichts erzählenswertes passiert ist. Und ich war auch immer entschlossen, einen neuen Beitrag zu verfassen, aber der Alltag mit Beruf, Familie und allerlei sonstigen Aktivitäten hat mir einfach  stets einen Strich durch die Rechnung gemacht. Man kann es auch als Faulheit oder Undiszipliniertheit  bezeichnen – ich geb’s zu -.
Warum ich jetzt im Moment einfach wieder loslege?

Nun, ich bearbeite momentan zwei andere WordPress-Seiten und eine dritte  liegt als Idee vor.  Dazu später mehr.
Ich musste mich also auch in die Administration von WordPress wieder einarbeiten und folglich war die zu überwindende (innere) Hürde nicht mehr so groß.

Aber jetzt muss ich erst einmal nachdenken, wo ich anfange…….

Bis ganz bald  – versprochen !

Ein neues Kletterseil ….

Ein Betrag für die Rubrik  Krempel und Klamotten
(dort wird dieser Beitrag später zu finden sein)

Ein neues Kletterseil musste her. Mein aktuelles Einfachseil für Halle, Klettergarten und auch für den einen oder anderen einfachen alpinen Einsatz ist am Ende. 4 Jahre Gebrauch haben deutliche aber auch interessante Spuren hinterlassen. Mantelverschiebungen und Verdickungen gibt es schon länger und beim Sichern mit dem HMS macht sich das nur durch etwas hakeligen Durchlauf im Karabiner bemerkbar. Nun sind aber  interessanterweise symmetrisch  in ca 15m Abstand zur Seilmitte derartige Verdickungen entstanden, dass es bei Verwendung einer Tube nun deutliche Schwierigkeiten gibt. Ohne längeres Gefummel und Geschiebe ist  kein Seildurchlauf mehr möglich.  Der Click Up – http://www.climbingtechnology.it/en-US/home-en.html   –  das Standardsicherungsgerät meiner Tochter – kam  gar nicht mehr  zum Einsatz. Da gab es schon vor längerer Zeit leichte Probleme.

Der Räumungsverkauf bei Basecamp  http://www.basecamp.de  in der Thalkirchner-Straße  kam zur rechten Zeit.
Das neue Seil – ein 70m-Edelrid-Granit  –  http://www.edelrid.de/  –  mit 9,8mm Durchmesser zum Sonderpreis von 99,00 €.
Der erste Eindruck: sehr geschmeidig, etwas glatt, aber man gewöhnt sich daran. Meine Kletterpartnerin Sandra hatte mit der Tube im wahrsten Sinne erst einmal alle Hände voll zu tun, meine 90kg  zu kontrollieren, wenn die Schwerkraft das Kommando übernommen hat. Sturztests haben wir vorsorglich vermieden.
Bei der HMS-Sicherung, meiner Standardmethode, war die reduzierte Reibung bzw Bremskraft deutlich zu spüren, aber unproblematisch.
Zitat  eines Kletterfreundes: „…man kann auch mit einem 5mm Schnürl jeden Sturz halten, wenn man ordentlich hinlangt“
Gestern und heute kam dann der Click Up zum EInsatz. Sowohl meine Tochter – sehr erfahren mit dem Click Up – als auch meine Kletterpartnerin Sandra – heute zum ersten Mal konfrontiert damit – waren sehr angetan. Das Granit läuft super weich durch die Mechanik, es gibt deutlich weniger Fehlauslösungen  – bitte nicht missverstehen –   im Sinne von ungewünschten Auslösungen der Blockierfunktion.  Diese funktioniert einwandfrei  und hält bombensicher. Auch das Ablassen geht sehr weich und ist perfekt zu kontrollieren.

Vom Vorgänger und auch von anderen Seilen kenne ich das Phänomen des ungewollt ruckartigen Lösens des  Blockiermechanismus‘ sehr gut. Hier ist davon nichts zu spüren. Alles läuft  sehr geschmeidig.
Fazit mit Click Up und HMS:   perfekte Kombination !

Ich bin gespannt  auf  den Outdooreinsatz.
Übernächste Woche gehts in die Berge und ich werde das Seil auf einigen Mehrseillängen-Routen  einsetzen – dort wo ich auf das Doppelseil verzichten kann -.

Tests mit anderen Halbautomaten  und auch ein paar Sturzversuche stehen ebenfalls auf dem Programm.
Ich werde euch auf dem Laufenden halten.

Hier noch ein paar Daten aus Webangeboten. Auf der Ederidseite habe ich nichts gefunden.


Das Bergseil „Granit 9,8mm“ aus der „Entrance Linie“ von Edelrid ist ideal fürs Sportklettern (Indoor/Outdoor) sowie auch zum Topropen geeignet.

Es bietet einen günstigen Kompromiss zwischen geringem Gewicht und guten Festigkeitswerten sowie langer Haltbarkeit durch hohen Mantelanteil.

Details:

Durchmesser: 9,8mm
Länge: 40, 50, 60 oder 70m zur Auswahl
Sturzzahl: 6
Metergewicht: 62 g/m
Fangstoss: 8,8 kN
Mantelanteil: 40 %
Statische Dehnung: 9,3 %
Dynamische Dehnung: 32 %
Mantelverschiebung: 0 mm
Veredelung: Thermo Shield
Farbe: gelb/orange (Muster kann variieren)
Normen: CE 0123, EN 892
(Verwendung als Einfachseil)

Den Beitrag werde ich noch ein  wenig verschönern  …..
Es lohnt sich , dran zu bleiben !

 

 

 

 

Ein „Sicherheitsgespräch“ in Gilching

Heute – 05.07.14 – im Kletterzentrum Gilching  http://www.kbgilching.de/

Ein Kletternachmittag mit Sandra.
Die Routenzusammenstellung für die Statistik kommt noch.

Während Sandra klettert und ich sichere, spricht mich ein junges Mädchen an. Sie meint, ich stünde zu weit weg von der Wand. Das sei gefährlich für alle Beteiligten. Nun, ich stand in der Tat einige Meter von der Wand entfernt. Ich hatte diese Position eingenommen, um zu sehen, was Sandra macht und um mit ihr zu kommunizieren. Sie stand – im Toprope –  auf einem Volume und versuchte einen „No Hands Rest“. Gesichert hatte ich wie üblich über HMS. Das Seil führte in diesem Moment straff gehalten schräg nach oben zur ersten Expresse.

Die junge Dame kritisiert, unterstützt von ihrer Begleiterin, darüber hinaus meine Handhaltung beim Sichern. Sie meint wohl, wenn ich es richtig verstehe,  ich müsse beide Hände am Seil haben.  Übrigens klettern beide auf beeindruckend  hohem Niveau.

Abhängig vom Gewicht meines jeweiligen Kletterpartners – die Bandbreite liegt dabei zwischen 55 und 135 kg – sowie situationsangepasst halte ich das Seil mit der linken Hand auf der Bremsseite ca 15 cm vom Karabiner entfernt in der unteren Position. Wenn ich die rechte Hand nicht zum Nachgeben benötige liegt sie meist locker über dem HMS. So bin ich stets in der Lage, schnell und richtig zu reagieren. Zusätzlich habe ich so Kontrolle über ab und an vorkommende Knotenverschiebungen im Karabiner – meist krangelbedingt bei kurzzeitiger Entlastung -. Dieses Verfahren ist ausgiebig auch unter extremen Bedingungen getestet. Unkontrollierte Vorstiegsstürze aller meiner Kletterpartner in den letzten 10 Jahren in Thalkirchen und anderen In-und Outdoor-Locations sowie insbesondere  meines Kletterpartners Arvid mit 135 kg Lebendgewicht ( !!) plus 30 Jahre Praxis im Gebirge stellen eine ausreichende Erfahrungsbasis dar.

Dabei möchte ich ausdrücklich betonen, dass auch diese Erfahrung einen nicht komplett gegen Fehlverhalten beim Sichern immunisiert. Der kritische eigene Blick und der des Partners sowie von Dritten ist und bleibt wichtig.

Ich bedeute den beiden, dass ich hier kein Sicherheitsproblem sehe, insbesondere meine leichtgewichtige Partnerin sei wohl keinesfalls in der Lage, mich aus dem Stand zu reißen (aus meiner Wand-fernen Position) oder einen unkontrollierten Seildurchlauf im HMS zu verursachen. Ich habe schon öfters insbesondere Kletterern, die die HMS-Technik nicht kennen bzw. praktizieren, Funktionsweise im Zusammenspiel mit der Handhaltung erklären müssen.

Nun, nachdem Sandra wieder am Boden war, bin ich zu den beiden Mädchen gegangen, habe ihnen zu verstehen gegeben, dass ich ihre Aufmerksamkeit und ihr Engagement sehr schätze. Es gehört Mut dazu, auf fremde Menschen in diesem Zusammenhang zuzugehen. Meine Gesprächspartner  vom Thalkirchen-Team berichten immer wieder, dass sie es sich sogar als Wandbetreuer  dreimal überlegen, ob sie jemanden ansprechen.
Heute kam aber aus meiner Sicht kein wirkliches Gespräch zustande. Ich glaube, sie haben meine Argumentation  auch nicht wirklich wahrgenommen. Es kam noch das Argument, jemand könnte von der Seite in das schräg nach oben führende Seil laufen. Ich meinte dazu, wir könnten darüber diskutieren. Gelegenheit wäre gewesen. Wir waren auch noch längere Zeit da und Pausen gibt es ja immer wieder, aber es tat sich nichts mehr. Abschließend aber noch einmal Respekt für das Engagement.

 

 

Klettertraining mit Peter, Thalkirchen, 03.07.2014, 13.15h-16.15h

Ein Entschluss:
Ab sofort werde ich das Klettertraining dokumentieren. Das mag nun den einen oder anderen Leser langweilen- das verstehe ich -. Aber ich denke, es könnte Sinn machen und vielleicht lassen sich daraus auch Erkenntnisse gewinnen. Wir werden sehen.

Heute ausschließlich in der linken Halle auf den neuen Routen.
Und eine Überraschung: Renate und Dieter sind wieder im Einsatz – große Freude -.

7 gekletterte Lines (5+ – 6+)/5,70

Line 71, „Im Tal des krähenden Hamsters“ Julius Kerscher, schwarz, 6
etwas fordernd,  aber die Elemente sind sehr alpinnah

Line 88, „Für Schwimmer und ewig“ Peter Zeitlhack, schwarz, 5+

Line 86, „Abtrünniger Dschungelkrieger““ Peter Zeitlhack, vulcano, 5+/6-

Line 92, „Bis zum Weißwurschtäquator“ Ricki Reinwein, Bavaria  6/6+  typisch Ricki – Körperkraft gefragt bei der Rechtsttraverse

Line 90, „Rythm Isar Dancer“ Peter Zeitlhack, blau, 5+/6-

Line 134, „Gams in Weiß“ Julius Kerscher, schwarz, 6+
nicht schwer, nur am Ausstieg aus dem Überhang heraus Gezappel mit dem rechten Bein und etwas Adrenalin beim ersten Mal an dem Zangengriff danach.

Line 152, „Rigorosität und Wahnsinn“ Mark Eisele, schwarz, 5+
wunderbar geschraubte line mit tollem  rechts-links-Verlauf.

Resumee:
Auf diesem Niveau klettere ich nun seit ca einem halben Jahr – eingerichtet in der Komfortzone -. Ab und zu kommt eine 6+/7- oder eine 7- dazu. Die entsprechenden Routen befinden sich meistens am Mani-Tower. Ein großer Vorteil, wenn man nahezu alle Strukturgriffe und -Tritte mittlerweile über die Jahre in und auswendig kennt. Da muss ´man fairerweise für sich Abstriche bei der Einstufung machen.

Klettern und Fotografieren – man lernt dazu -.

Klettern und Fotografieren – man lernt dazu -.
oder:
Wie stabil sind Objektive ?

Kürzlich  im Klettergarten Bad Heilbrunn. http://www.klettergarten-bad-heilbrunn.de/
EIne kleine Fotosession soll’s heute sein.

Sandra, meine neue Kletterpartnerin, ist heute zum dritten  Mal in natürlicher Felsumgebung unterwegs und die Fortschritte sollen fotografisch festgehalten werden.

Ich bringe meine Nikon D1 und 3 Objektive mit. Die D1 ist zwar ein ausgesprochenes Schwergewicht, aber als Profi- bzw. Reporterkamera ist sie ja auch sehr robust und kann den einen oder anderen harten Stoß vertragen. Offensichtlich im Gegensatz  zu einfachen, preiswerten Objektiven aus dem Hobbybereich.

Als geeignete Route haben wir uns den sogenannten schwarzen Riss am  Sektor Kondensstreifen ausgesucht.
http://www.klettergarten-bad-heilbrunn.de/html/topo-bad-heilbrunn-4.html
Es handelt sich um eine nette  Kletterei im dritten bis vierten UIAA-Grad entlang eines Risses mit zwei schönen Schlüsselstellen, einmal ungefähr in Routenmitte  – beherztes Antreten links in eine seichte Delle und dann die große Schuppe greifen – und am Routenende der direkte Ausstieg am Bolt vorbei ins flache Gelände (Nicht nach rechts ausbüchsen! ).
Fotografieren will ich vom Standplatz  direkt  am Ausstieg  mit Blick nach unten.
Ich hänge mir die Kamera, bestückt mit einem alten 28-70mm Billigobjektiv von Tokina  diagonal über die Schulter, schiebe sie etwas nach hinten auf den Rücken. an der Schlüsselstelle angekommen, vergesse ich einen Moment die labile Kameraposition und mache eine etwas schwungvolle Bewegung mit dem rechten Arm. Die Kamera folgt  und stößt mit dem Objektiv ganz leicht an den Fels. Ebenso leicht verabschiedet sich das Objektiv von seinem Bajonettring und hüpft die Wand hinunter.
Vom Einstiegsbereich kommen Betroffenheitsbekundungen  und  tröstende Worte seitens einer netten anderen Seilschaft.

Meine Gedanken gehen aber in eine andere Richtung.  Das Objektiv hatte ich quasi für null Euro zusammen mit anderen Komponenten als Dreingabe erworben. Der materielle Verlust ist also zu vernachlässigen. Ich denke eher an den Sicherheitsaspekt. So ein kleines Objektiv wiegt ca.  250g,  in etwa wie ein handlicher Stein. In Bad Heilbrunn ist das Szenario eher ungefährlich, aber in einer höheren Wand …..
Also auch hier gilt:  Volle Aufmerksamkeit und Umsicht bei der Mitnahme von Kameraequipment.

Nach einem Objektivwechsel  starte ich nun einen neuen Versuch. Die Kamera habe ich jetzt mit einer Expresse hinten parallel zum Sitzgurt fixiert. Weitere Zwischenfälle gibt es nicht und auch die Bilder sind im Kasten. Hier nun erst einmal das Unfallobjektiv  und danach ein paar Kletterimpressionen.

 

 

 

 

 

 

 

Fortsetzung zum Kletterunfall in Thalkirchen am 07.05.2014

Routenname: Tarnkappengriffe invertiert  Schwierigkeitsgrad 6+ Linie 154

Routenname: Tarnkappengriffe invertiert
Schwierigkeitsgrad 6+
Linie 154

Die "Unfallroute" - Einstiegsbereich bis zur ersten Expressschlinge. Die  Route verläuft rechts der Kante entlang der Elfenbeinfarbenen Griffe und Tritte.

Die „Unfallroute“ – Einstiegsbereich bis zur ersten Expressschlinge.
Die Route verläuft rechts der Kante entlang der Elfenbeinfarbe

Das ist die Unfallroute.

Laut  Mitteilung seitens der Wandbetreuer hat der Sicherer einen Halbautomaten der Firma Petzl, das grigri2 (neues Modell) und ein relativ neues Seil ( ca 10mm) mit recht glatter Oberfläche benutzt.  Zudem soll er Handschuhe getragen haben.

 

 

 

 

 

Kletterunfall in Thalkirchen am 07.05.2014

Am letzten Mittwoch – ich war selbst zur gleichen Zeit mit meinem Partner Peter  in Thalkirchen-  ereignete sich in der rechten, -der neueren – Halle am sog. Manitower  wieder einmal ein typischer Unfall. Die – sehr beeindruckende – Erstversorgung  und den Abtransport des Unfallopfers sowie die nachfolgende polizeiliche Unfallaufnahme konnte ich aus der Nähe mitverfolgen.
Unfallszenario DAV Kletterzentrum Thalkirchen 07.05.2014 Rechte Halle Manitower

Unfallszenario DAV Kletterzentrum Thalkirchen 07.05.2014
Rechte Halle Manitower

Nachfolgend erst einmal der Bericht darüber auf der münchen.tv-Seite
Zur Vereinfachung hier der Text im Originalzitat:
Mann stürzt von der Kletterwand und verletzt sich schwer, sein Sicherer wird leicht verletzt.
Am Mittwoch gegen 16.15 Uhr kletterte ein 24-jähriger Student in einer Kletterhalle und befand sich dabei auf einer Höhe von ca. 15 Metern. Gesichert wurde er dabei von einem 27-jährigen Bekannten. Nachdem er sich in dieser Höhe kurz ins Seil setzte um zu verschnaufen und kurze Zeit später wieder losklettern wollte, rutschte er mit den Füßen ab und verlor den Halt, so dass das Seil nur kurz entlastet worden ist. Da somit eine ruckartige Belastung fehlte, ist davon auszugehen, dass das Blockiersystem des Sicherungsgerätes außer Kraft gesetzt wurde und das Sicherungsseil so durch das Sicherungsgerät rutschte.

Obwohl der 27-jährige Sicherer noch versuchte, das Seil festzuhalten, stürzte der 24-jährige Student 15 Meter in die Tiefe. Dabei verletzte er sich so schwer (Sitzbeinfraktur), dass er mit einem Rettungshubschrauber zur stationären Behandlung in ein Klinikum gebracht werden musste. Der 27-Jährige Sicherer verletzte sich leicht. Er erlitt Verbrennungen an der rechten Hand und begab sich in ärztliche Behandlung.

rr/Polzeipräsidium München

und hier noch einmal aus der  Freitagsausgabe der Süddeutschen Zeitung

 

Schwerer Kletterunfall
Ein 24 Jahre alter Student ist am Mittwoch beim Klettern in der Anlage in Thalkirchenaus 15 Metern Höhe zu Boden gestürzt  und hat sich das Sitzbein gebrochen. Der Mann hatte sich in der Wand kurz ins Seil gesetzt,  um zu verschnaufen. Kurz darauf wollte er wieder weiterklettern. Dabei rutschte er aber mit den Füßen ab. Offenbar   versagte das Blockiersystem  des Sicherungsgerätes, und er fiel zu Boden. Sein  27 Jahre alter Begleiter, der ihn sicherte, versuchte noch, das Seil festzuhalten, hatte der Wucht des Sturzes jedoch nichts entgegenzusetzen. Der 24-Jährige konnte sich mit seinem Bruch überhaupt nicht mehr bewegen und musste mit einem Hubschrauber in eine Klinik gebracht werden. Der 27Jährige erlitt Verbrennungen an der Hand.   EFU

(Süddeutsche Zeitung, Freitag, 9.Mai 2014, Nr. 106  R4 )

Über die wie üblich von wenig Sachkenntnis zeugenden Berichte möchte ich an dieser Stelle nichts sagen.
Vielmehr geht es mir um den Unfallhergang an sich, die benutze Sicherungstechnik und das „Können“ bzw. das Verhalten der Kletterer und insbesondere der Sichernden.

Soweit ich das Unfallszenario beobachten konnte hatte der Sichernde einen sog. Halbautomaten benutzt. Diese Geräte zeichnen sich dadurch aus, dass sie – korrekte Handhabung vorausgesetzt – in der Grundkonfiguration  bei Belastung blockieren.  Der Schwellwert, also die Intensität der Belastung, bei der der Blockiermechanismus ausgelöst wird hängt vom Gerätetyp, vom Seildurchmesser und der Beschaffenheit der Seiloberfläche (Mantelrauigkeit) ab. Auch die Winkel unter denen das Seil in das Gerät hinein und wieder hinaus läuft, haben hier Einfluss.
Sicher in ihrer Funktionalität sind alle Halbautomaten.  Aber es handelt sich hier stets um komplexe Mechanismen sowie  Bewegungs- und Handlungsabläufe, die einfach intensiv eingeübt werden müssen.

Für mich weisen Formulierungen wie  „Offenbar versagte das Blockiersystem des Sicherungsgerätes “  oder „…..ist davon auszugehen, dass das Blockiersystem des Sicherungsgerätes außer Kraft gesetzt wurde..“  in eine völlig falsche Richtung, nämlich  der Annahme, die Geräte seien unsicher und können versagen. Das ist schlichtweg falsch.

Richtig bedient, funktionieren alle heute auf dem Markt befindlichen Halbautomaten, ebenso die  derzeit meist verwendete  Tube und die  klassische   „HMS-Methode“  einwandfrei.

Die Krux liegt bei den Kletterern selbst.  Sie haben häufig keine Vorstellung  von den Kräften, die bei Sturzbelastung auf das gesamte Sicherungssystem. also Gerät und Mensch einwirken, sind unerfahren mit den Geräten, stehen falsch  und sind meist auch noch unaufmerksam.

Ich werde in den nächsten Tagen versuchen,  noch ein paar Fakten  zu dem aktuellen Unfall zusammen zu tragen und stelle diese dann hier zur Diskussion.

Also bleibt dran, Freunde und Interessierte